- Feel free to disagree but read on first.
Ökonomie und Nachhaltigkeit sind nicht mehr miteinander vereinbar, weil sie ein und dasselbe sind.
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Vielleicht ist dies zu überspitzt gesagt. Wie ich zu dieser Aussage gekommen bin, erfährst du hier:
Ich brauchte einige Zeit, um zu verstehen, dass Mensch und Natur nicht zwei separate Dinge sind. Ich bin Teil von Natur. Ich bin Natur. Natur ist auch ein Mensch.
Ich brauchte noch länger, um zu verstehen, dass Ökonomie, bzw. Wirtschaft, und Mensch, Mensch-Sein, Ich, nicht grundsätzlich gegeneinander sind. Im Gegenteil: ICH bin Teil der Wirtschaft. Die Wirtschaft sind WIR. WIR sind WIRtschaft.
Mein Hintergrund liegt nicht in Wirtschaftswissenschaften, einer von Menschen gemachten Wissenschaft. Hier geht es nicht um Naturgesetze. Hier geht es um menschliches Miteinander.
Es war im Zuge der Economic Dimension von Gaia Education, als auch durch einen Live Vortrag von Christian Felber an der Leuphana Universität Lüneburg, dass meine Versöhnung mit „der Wirtschaft“ stattgefunden hat. Was heißt denn Ökonomie? Ursprünglich kommt es aus dem Griechischen und bedeutet „haushalten“. Das halte ich für etwas zutiefst Menschliches. Auf seinen eigenen Haushalt acht geben, sodass meine Familie und ich, bzw. die Menschen/Lebewesen darin, gut leben können. Die Wirtschaft müsste sich also eigentlich mit dem guten Leben für alle beschäftigen.
Irgendwie sind wir da aber nicht. Noch nicht. Vielleicht auch, weil wir so eingefahren in die bisher dominierenden Strukturen sind.
Als ich meinen alten Schulfreund:innen von CSX, dem gemeinschaftsgetragenen Wirtschaften, erzählt habe, ganz passioniert, überzeugt von der Idee bzw. dieser Praxis (!), war die Frage: Und der Profit? Profitgier kam erst später. Ursprünglich geht es darum, gut hauszuhalten. Es geht um ein gutes Auskommen. Wie Heini Staudinger schon öfters im brennstoff schrieb: Er hat im elterlichen Betrieb früh gelernt, dass das Auskommen wichtiger ist, als das Einkommen.
Nach meinem Begriffsverständnis von Ökonomie nun zu Nachhaltigkeit und warum ich eben sage, dass Ökonomie und Nachhaltigkeit nicht miteinander vereinbar sind.
Als ich einmal mit einer Yoga-Lehrerin lange im Auto saß und wir uns über dies und das unterhielten, tauchte die Frage auf: Was heißt denn eigentlich Nachhaltigkeit? Viele verbinden mit Nachhaltigkeit immer noch „grüne Mobilität“ oder irgendwas mit Fokus „Umwelt“. Das Um-welt ja auch Wirtschaft und Gesellschaft einschließt sei jetzt mal dahin gestellt. Bei Nachhaltigkeit geht es nicht (nur) ums Rad- und Zug- statt Autofahren. Um erneuerbare Energien, Bio-Lebensmittel usw.
In jenem Moment im Auto kam mir der Vergleich mit Yoga. Yoga hilft mir dabei, meine innere Balance zu finden und zu erhalten. Bei Nachhaltigkeit, habe ich geantwortet, geht es um genau dasselbe Prinzip: Eine Balance herzustellen, die lebensförderlich ist.
So komme ich, nach Jahren der begeisterten Wanderschaft durch das Abenteuer Leben, zu folgender Erkenntnis: Nachhaltigkeit und Wirtschaft sind nicht mehr vereinbar – weil sie bereits ein und dasselbe sind: Das kontinuierliche Streben nach Balance. Energieflüsse. Es geht ums Leben – und ums Leben Lassen. Um ein wohlwollendes Miteinander.
Global gesehen gilt es „hauszuhalten“; die planetaren und sozialen Grenzen nicht zu über- bzw. unterschreiten, wie uns Kate Raworth mit den Doughnut Economics wunderbar visualisierte. Wirtschaftlich gesehen gilt es, (wieder lokal) in direkte Beziehungen zu investieren, um gemeinsam für unsere Bedürfnisse zu sorgen (ein paar praktische Beispiele hier).
Ob wir nun von Wirtschaft oder Nachhaltigkeit reden wollen – für mich persönlich geht es bei beiden um das aktive Gestalten eines wohlwollenden Miteinanders. Punkt. Aber nicht Ende der Diskussion. Wie denkst du darüber?